Leserbrief veröffentlicht im Bund 02.05.08
Als typische Vater-Tochter hat Bundesrätin Widmer-Schlupmf kaum etwas gemeinsam mit den mittelalterlichen Hexen. Im Vergleich mit jenen ist sie schon fast ein braves Mädchen, absolut monogam, Kirchgängerin und sogar von religiösen Kreisen gestützt. Keine Spur von einer Ueberdosis an Körperlichkeit, Sex-Appeal oder Urmütterlichkeit. Im Gegenteil: Sie liess sich von Krippenminister Couchepin und pro familia (Meier-Schatz) zum Hausfrauenbashing benutzen. Hexen stehen einem gesellschaftlichen Trend im Wege (wie einst die Hebammen der aufkommenden Gynäkologie), Frau Schlumf steht aber gerade für den aktuellen Trend der zunehmenden Verstaalichung der Kindererziehung. Extrem untypisch für Hexenverfolgungen ist das Marionettenhafte: Sie wurde für ein politisches Machtspiel benutzt, bei dem es vollkommen unabhängig vom Geschlechterkampf einzig darum geht, die zurzeit stärkste politische Macht mit der „Strategie tapferes Schneiderlein“ zu schwächen, in der Hoffnung, die Allzustarken würden sich dann gegenseitig zerfleischen
Marianne Loosli
Urtenen