System Hochschlafen

Betreff: DSK-Affäre

Leserbrief zu Ihrem Artikel „Das Magazin“ (S. 35)

Die Kehrseite des Systems Hochschlafen

Eine Studie des Max-Planck Instituts Rostock hat ergeben: Männer mit einer jüngeren Frau an ihrer Seite leben länger, für Frauen andererseits ist ein jüngerer Partner sogar gesunheitsgefährdend und verkürzt ihre Lebenserwartung. Begründung: Frauen mit einem jüngeren Partner verstossen gegen die soziale Norm. Nicht gegen die soziale Norm verstösst es aber, wenn Frauen sich hochschlafen. Die Aussage einer ehemaligen Praktikantin über die sexuelle Belästigung ihres ehemaligen Chefs „das gehört halt dazu“ geht eindeutig in diese Richtung, ebenfalls die Tatsache, dass viele Frauen sogar stolz darauf sind, eine Affäre mit dem verheiraten DSK gehabt zu haben. Nichts illustriert den Typus Frau, der sich von mächtigen (natürlich älteren) Männern angezogen fühlt, besser als Carla Brunis Aussage, sie wolle einen Mann, der über die Atombombe entscheide. Clinton begründete die Levinski-Affäre mit dem Spruch „because I could“ – viele mächtigen Männer werden gegenüber Frauen gerade deshalb grössenwahnsinnig, weil sie dauernd angehimmelt werden. (Diese Naivchen würden niemals einen Buezer, Arbeitslosen oder Sozempänger anhimmeln). Das ist nichts anderes als der im Milieu geltende Deal: männlicher Status(Macht/Geld) gegen weibliche Jugend, Schönheit, Sex-Appeal. Ich habe immer gegen das gesellschaftlich tolerierte „System Hochschlafen“ rebelliert: nach verbaler oder eindeutiger sexueller Belästigung kündigte ich sofort – ich lehnte Stellen ab, wenn mich der ausziehende Blick vermuten liess, dass sexuelle Gefälligkeiten als Dankbarkeit wohl erwartet würden, als Journalistin stieg ich natürlich nicht auf das Angebot eines Stadtpräsidenten ein, das Interview in seinem Ferienhaus zu vertiefen. Das alles war für meine Karriere gar nicht förderlich – ich verpasste Stellen als Journalistin, eine Assistemzstelle bei einem Publizistik-Professor, zwei Assistenzstellen bei Psychologie- Dozenten – sogar Angebote beim Schweizer Fernsehen – es widerte mich an, wenn man sich für mein Aeusseres, aber nicht wirklich für meinen Intellekt interessierte. Das Widerlichste:an der Olma machte sich Volksmusik-Guru Wysel Gyr an mich heran und wollte mich unbedingt in seiner Sendung haben, das „Jodeln“ würde er mir dann beibringen….In einer Zeit, da sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz noch kein Thema und kein Straftatbestand war, rührte ich an einem Tabu, wurde als Zicke abgetan und schliesslich auf dem Weg zu einer Pressekonferenz  vergewaltigt. Die schlimmste Vergewaltigung in meinem Leben ist aber die Vergewaltigung durch Worte. Weil ich als Frau mit einem jüngeren Partner gegen die soziale Norm verstiess, wurde das Gesetz gebeugt, dabei lobbyierten die Behörden sogar mit meinen beiden Schwestern, die sich hochgeschlafen haben. Jene Schwester, die mit einem mächtigen älteren Mann verheiratet ist und sogar stolz darauf ist, mit mehreren ebenfalls verheiraten  mächtigen Männern eine Affäre gehabt zu haben und mit ihrem Rufmord gegen mich erfolgreich war(weil sie als Kinderlose an meinen Kindern interessiert war) durfte sogar im Zischtigsklub auftreten – als ehemalige Journalistin erlebe ich anderseits immer wieder schlimmes Medienbashing.

PS: natürlich werden Sie diesen Leserbrief nicht veröffentlichen

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